Zuversicht ist eine Frage der Einstellung und sich darin zu üben jedem zumutbar
Im heute erschienen Falter finden sich viele hilfreiche Einschätzungen zum Trump-Sieg. Der Kauf im Kiosk sei hiermit wärmstens empfohlen.
Besonders spannend fand ich diese Passage der Schriftstellerin Thea Dorn.
FALTER: Können wir trotzdem zuversichtlich sein, Thea Dorn?
Eigentlich ist es mit der Zuversicht ganz einfach: Man muss sie wollen.
Und damit man sie wollen kann, muss man sich klarmachen, dass Zuversicht in einem triftigen Sinn nichts ist, was die Welt mir beschert oder gar schuldet, indem sie dafür sorgt, dass sich die Dinge in eine erfreuliche Richtung entwickeln.
Zuversicht als einen Reflex auf Erfreuliches gibt es natürlich auch, aber vielleicht sollte man hier bescheidener von „rationalem Optimismus" sprechen.
Zuversicht in einem triftigen Sinn ist das genaue Gegenteil. Sie wird eben dann gebraucht, wenn sich die Dinge zum Unerfreulichen entwickeln.
Denn dann bringt es nichts, wie ein enttäuschtes, beleidigtes Kind mit der Welt zu hadern, weil sie mir so etwas Schlimmes zumutet.
Ich muss einsehen, dass es bei mir liegt, ob ich mich Angst und Verzweiflung hingebe oder dem schwarzen Sog widerstehe.
Liest man in Briefen und Tagebüchern von Helden der Zuversicht wie dem lutherischen Theologen Dietrich Bonhoeffer (den die Nazis im KZ ermordet haben) oder dem russischen Oppositionspolitiker Alexei Nawalny (den das korrupte System Putin in einem russischen Straflager ermordet hat), so begreift man:
Keine Einzelhaft ist so brutal, als dass es nicht mehr in der Macht des Widerstandskämpfers läge zu sagen: „Nein, ihr Schurken, ich lasse mir von euch keine Angst machen. Ich lasse mich von euch nicht unterkriegen. Meine Hoffnung auf eine bessere Welt ist ungebrochen."
Natürlich sind die allerwenigsten von uns Helden wie Bonhoeffer oder Nawalny.
Und klarerweise gibt es Menschen, die von Natur aus zuversichtlicher gestimmt sind, während andere bevorzugt schwarzsehen.
Aber die Aufgabe, sich in Zuversicht zu üben, ist jedem zumutbar.
Zuversicht ist kein Geschenk.
Zuversicht ist eine Frage der Selbstdisziplin.
Hier der Text im Falter. Hier der Literaturtalk von Dorn im ZDF.