Wer an Depressionen erkrankt ist, denkt häufig: Wieso kriege ich das nicht auf die Reihe, wenn es alle anderen schon hinbekommen?
Ich war selber betroffen und kann das aus eigener Erfahrung bestätigen.
Dagegen kann man schwer anargumentieren, denn der Gedanke ist oft auch ein Symptom der Krankheit und führt zu unnötiger Isolierung.
Es gäbe tausend Dinge, die man sagen könnte, warum dieses Argument zum Vergessen ist…
ABER: Hier beschränken wir uns aber einmal mit dem Blick auf die Daten.
Eine Studie des Robert-Koch-Instituts aus 2019 zeigt, dass mehr als neun Prozent der Deutschen in den vergangenen zwei Wochen vor der Befragung depressive Symptome hatten. In Österreich liegt der Wert bei 4,3 Prozent.
Was heißt das also?
Wer in Deutschland in einen Raum mit mehr als zehn Personen geht der trifft dort, ohne es wahrscheinlich zu wissen, jemanden mit Depressionen.
In Österreich trifft das auf Räume mit mehr als 23 Personen zu. Wer also in einen nicht völlig leeren Bus steigt, trifft auch dort eine Person mit Depression.
Und das sind nur die Menschen, die jetzt (!) gerade Depressionen haben. Das umschließt all jene nicht, die früher oder zukünftig welche haben werden.
Der Psychiater Manfred Lütz sagt, dass jede dritte Person im Leben einmal eine psychische Krankheit hat: Depressionen, Alkoholismus, Schizophrenie etc.
Das heißt: Wer selbst nicht betroffen ist kennt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit jemanden, der betroffen ist.
Die Befragung, auf die sich das Robert-Koch-Institut bezieht, fand zwischen 2013-2015 statt.
Die Arbeit wurde im Journal of Health Monitoring publiziert.
Bei Menschen zwischen 15 und 29 hatten in Deutschland sogar 11,5 Prozent Symptome, bei über 65-Jährigen war die Rate mit 5,2 Prozent deutlich geringer.
In Deutschland sind 10,8 % der Frauen und 7,6 % der Männer betroffen. In Österreich 5,1 Prozent der Frauen und 3,4 Prozent der Männer.