Über den Fall Lena Schilling
Barbara Toth mit einer äußerst lesenswerten Aufarbeitung des Fall Schillings im FALTER von vor einer Woche:
Eine hurtig gescoutete Spitzenkandidatin, der die Reife für dieses Amt zu fehlen scheint. Ein einst mit ihr gut befreundetes Ehepaar, das Schillings flotte Zunge systematisch zum medialen Thema macht und für ihre Anliegen nutzt. Ein Qualitätsblatt, das darüber berichtet, aber dabei Gefahr läuft, sich zum Sprachrohr seiner Informanten zu machen. Eine grüne Parteiführung, die das alles hätte kommen sehen müssen, aber nicht mehr einfangen konnte und jetzt nur mehr darauf hoffen kann, dass sich am Ende die „Solidarität mit Lena“-Variante gegen den Spott über sie durchsetzen wird.
Viel Arbeit für Anwälte – und rundum Politiker und Journalisten, die im verfänglichen Graubereich zwischen Privatem und Politischem nicht wissen, wie sie sich dazu verhalten sollen. Wurden sie Opfer einer notorischen Angeberin oder sind sie nur Beifang in einer persönlichen Rachekampagne zwischen einst innig befreundeten Aktivistinnen? Wenn die Affäre Schilling etwas zeigt, dann das: dass es Politikern und Medienmachern auf dem überschaubaren Wiener Parkett an Professionalität und Distanz fehlt.