Die Flüchtlingspolitik Australiens funktioniert auch nicht
Die FAZ liefert eine ernüchternde Analyse der australischen Flüchtlingspolitik.
Die Idee: Flüchtlinge, die nach Australien wollen, werden bis zum Ende des Asylentscheids in Lager auf benachbarte Inseln gebracht.
Das sollte verhindern, dass sich Menschen auf den Weg machen, die keine Chance auf Asyl haben. Die FAZ schreibt:
Allerdings hatte die Maßnahme nicht den erwünschten Effekt: „In den ersten zwölf Monaten der Politik kamen mehr Menschen per Boot nach Australien als je zuvor“, sagt die Expertin. Schon in den ersten drei Monaten waren so viele Menschen in den Lagern eingetroffen, dass die Kapazität nicht mehr ausreichte.
Die weiteren Neuankömmlinge mussten dann doch nach Australien gebracht werden. Und die Zahl der Bootsankünfte blieb auch in den Monaten danach hoch, obwohl sich die harte Asylpolitik der Australier bis dahin wohl längst herumgesprochen hatte.
Das System ist Gleeson zufolge also schon bei maximal 3000 Menschen kollabiert, die in den beiden Lagern zu Spitzenzeiten untergebracht waren.
Auch weil die europäischen Länder es mit viel mehr Menschen zu tun hätten, lasse sich das Modell nicht übertragen, sagt Gleeson. Einen deutlichen Einbruch bei der Zahl der in Australien eintreffenden Bootsmigranten habe es außerdem erst gegeben, als die Regierung begonnen habe, die Flüchtlingsboote systematisch vom Militär abfangen und zurückschicken zu lassen.
Auch diese Maßnahme sei zwar nicht unproblematisch. Doch anders als das „Offshore Processing“ habe dieser Teil der Politik funktioniert, so die Expertin.
Australien profitiere dabei von seiner Insellage, die ein solches Durchgreifen auf See einfacher mache. Auch in diesem Punkt befindet sich Europa also in einer anderen Situation als Australien.
Darüber hinaus habe der Betrieb der Lager viel Geld gekostet. Die Summe ist zwar nie öffentlich gemacht worden, aber Schätzungen gehen von mindestens einer Milliarde Dollar im Jahr aus.
Gleeson zufolge erreichen die Ausgaben pro Person damit ein Vielfaches dessen, was die Unterbringung der Flüchtlinge in Australien gekostet hätte. Das System war australischen Medien zufolge außerdem von Korruption geplagt.
Und eine weitere Kalkulation war nicht aufgegangen: Australien hatte geplant, dass die Flüchtlinge nach ihrer Anerkennung in Papua-Neuguinea und Nauru bleiben würden.
Das war aber am Widerstand der Flüchtlinge und der Länder selbst gescheitert. Die Folgejahre hatte Australien damit verbracht, Aufnahmeländer für die Flüchtlinge zu finden.
Canberra ging unter anderem einen Vertrag mit dem autoritär regierten Kambodscha ein, unter dem für einen Preis von 55 Millionen Dollar letztlich nur sieben Personen umgesiedelt worden waren.