Ich zitiere die Philosophin Rahel Jaeggi, aus ihrem Buch “Fortschritt und Regression”.
Es ist instruktiv, die hier angedeutete Position mit einer Einsicht Sigmund Freuds zu entschlüsseln. Auch Freud vermutet, dass die Frage nach dem Sinn des Lebens nicht nur faktisch ungelöst, sondern auch aus in der Sache liegenden Gründen prinzipiell unlösbar ist, wenn er schreibt: “Die Frage nach dem Zweck des menschlichen Lebens ist ungezählte Male gestellt worden; sie hat noch nie eine befriedigende Antwort gefunden, lässt eine solche vielleicht überhaupt nicht zu.” Warum lässt sie sie nicht zu? Man könnte sagen, es handle sich hier um einen Kategorienfehler. So wie sie “ungewzählte Male gestellt worden” ist, suggeriert die Frage nach dem Sinn des Lebens, man könne diesen in objektivierender Einstellung bestimmen, als etwas , das außerhalb des Lebensvollzugs selbst liegt und diesen anleitet. Aber diese Einstellung ist, Freud zufolge, verfehlt. Und so wird bereits die Frage nach dem Sinn des Lebens zu einem Indikator für ein Problem, ja eine Pathologie: “Im Moment, da man nach dem Sinn und Wert des Lebens fragt, ist man krank, denn beides gibt es ja in objektiver Weise nicht.” Wer derart nach dem Sinn des Lebens fragt ist “krank”, weil er einer verdinglichten und falsch objektivierten Vorstellung des Lebenssinns anhängt. Sinn, wo es ihn gibt, ergibt nur der praktische Lebensvollzug als solcher. Er ergibt sich von innen, im Vollzug des Lebens selbst, und auf eine Weise, in der sich die Frage selbst auflöst. Soblad man nach dem Sinn des Lebens fragt, ist er schon verschwunden, das Aufkommen der Frage ist bereits ein Symptom für Unglück und Depression.
Jeder kann für sich einen Sinn im Leben ausmachen. Das muss kein übergeordneter, abstrakter Sinn sein. Wir müssen keine Helden sein. Bei jeder Entscheidung kann man die für sich sinnvollste wählen und so sein Leben in Summe sinnvoll gestalten. Das ist Freiheit.
Die Frage nach dem Sinn des Lebens ist nicht krankhaft. Im Gegenteil. Keinen Sinn im Leben zu verspüren macht krank. Ich Verweise auf Viktor Frankl und die Logotherapie.