NATO: Wie viel Verlass ist auf Ungarn?
Wir fühlen uns in Österreich sicher mit der Neutralität, weil wir von NATO-Staaten umgeben sind. Dabei trennt uns einzig Ungarn vom Kriegsschauplatz in der Ukraine. Und dessen Russland-Politik ist alles andere als nach westlichem Geschmack.
Natürlich schwäche es die NATO, sagte ein Diplomat, wenn es zu einer so grundlegenden Frage wie der Unterstützung der Ukraine keine geschlossene Haltung gebe. Ein anderer fand Orbáns Rhetorik maßlos. Etwa als der kurz vor der Europawahl im staatlichen Rundfunk behauptet hatte, die NATO beschütze Ungarn nicht, sondern ziehe es in einen Weltkrieg. Dies verglich er gar damit, wie Adolf Hitler das Land in den Zweiten Weltkrieg gezwungen habe.
Wie isoliert Ungarn ist, war schon beim Treffen der sogenannten Bukarest-9-Gruppe Anfang der Woche in Riga deutlich geworden. Orbán ließ sich dort von seinem Botschafter vertreten – nachdem Ungarn bei einem informellen Treffen in Brüssel vor drei Wochen massiv kritisiert worden war.
Möglicherweise war es das letzte Treffen der Staaten an der Ostflanke, zu dem Budapest eingeladen wurde. Litauen und andere Mitglieder sind der Ansicht, dass sie vertrauliche Informationen über ihre Verteidigungsbereitschaft gegenüber Russland nicht mehr austauschen können, solange Ungarn am Tisch sitzt. In der NATO gab es auch schon Gedankenspiele dazu, Budapest nicht mehr zu bestimmten Manövern einzuladen.