Wenn Rainer Maria Rilke Briefe schrieb, las sich das etwa so:
Man muss den Dingen
die eigene, stille
ungestörte Entwicklung lassen,
die tief von innen kommt
und durch nichts gedrängt
oder beschleunigt werden kann,
alles ist austragen – und
dann gebären…Reifen wie der Baum,
der seine Säfte nicht drängt
und getrost in den Stürmen des Frühlings steht,
ohne Angst,
dass dahinter kein Sommer
kommen könnte.Er kommt doch!
Aber er kommt nur zu den Geduldigen,
die da sind, als ob die Ewigkeit
vor ihnen läge,
so sorglos, still und weit…Man muss Geduld haben
Mit dem Ungelösten im Herzen,
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben,
wie verschlossene Stuben,
und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache
geschrieben sind.Es handelt sich darum, alles zu leben.
Wenn man die Fragen lebt, lebt man vielleicht allmählich,
ohne es zu merken,
eines fremden Tages
in die Antworten hinein.
Hier die Einordnung von ChatGPT:
Das Zitat stammt aus Rainer Maria Rilkes Briefen an einen jungen Dichter, einem berühmten Werk, das aus einem Briefwechsel zwischen Rilke und einem jungen angehenden Dichter, Franz Xaver Kappus, besteht.
Diese Briefe wurden zwischen 1903 und 1908 geschrieben und enthalten Rilkes tiefgründige Reflexionen über das Leben, die Kunst und das Dasein.
Das Gedicht selbst ist keine formale Dichtung, sondern Teil eines Briefes, in dem Rilke Ratschläge erteilt und seine philosophischen Gedanken ausdrückt.
Im Kontext dieser Briefe geht es Rilke um die Auseinandersetzung mit den existenziellen Fragen, mit den Unsicherheiten des Lebens und dem langsamen, inneren Reifungsprozess.
Er fordert Kappus auf, Geduld zu haben, vor allem mit sich selbst, und die ungelösten Fragen, die Ängste und die Zweifel zu umarmen, statt sofort nach Antworten zu suchen.
Dieser Gedanke war besonders wichtig für Rilke, der das Leben als einen Prozess des Wachsens und Reifens sah – ähnlich wie ein Baum, der sich nicht drängen lässt.
Rilke glaubt daran, dass man durch das „Leben der Fragen“ irgendwann in die Antworten hineinwächst, aber dieser Prozess könne nicht beschleunigt werden.
Die Briefe spiegeln die damaligen Zeitströmungen wider, wie die philosophischen und literarischen Entwicklungen der Jahrhundertwende, die sich viel mit innerer Welt, Individualität und existenziellen Fragen beschäftigten.
Der Kontext der Briefe passt zu einer Ära, in der Menschen nach neuen Sinn- und Lebenskonzepten suchten, oft jenseits der traditionellen, religiösen Antworten.