Die erstaunliche Entwicklung der Luisa Neubauer
Ich durfte vor kurzem die Klima-Aktivistin Luisa Neubauer interviewen. Das Gespräch ist bald in Erklär mir die Welt nachzuhören.
Sie hat mich tief beeindruckt. Der Journalist Peter Unfried hat in der Taz passend das über sie geschrieben:
Meine These ist, dass sie in jene Aktivistenmilieus, die sie für zu „bürgerlich“ halten, ein paar ihrer Triggerwörter sendet. Sie verzapft keine Parolen, sie schreit auch niemanden an, droht nicht mit Apokalypsen, nicht mal mit Ferrari-Entzug. Hier geht es nicht um die abgenutzte ästhetische Pose des Dagegenseins, mit der manche Boomer-Protestler alt geworden sind. Wenn überhaupt, ist ihr Sprechen ein weiches und kluges Rechthaben, das auf eine Atmosphäre der Integration von möglichst vielen zielt.
„Das Neue bei Luisa Neubauer ist die Suche nach einem anderen Weg und einer anderen Sprache, die sich vom rein wissenschaftlichen, aber auch vom rein aktivistischen abwendet“, sagt der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen, der Neubauer für den Vortrag nach Tübingen geholt hatte. Sie suche „eine übergeordnete Form von Aktivismus, die erst die Bedingungen schafft, unter denen Aktivismus wieder funktioniert“.
Pörksen meint, dass die Suche nach anderen, musikalischeren Formen der Aufklärung beginnen muss, weil Angst- und Verzichtserzählungen nicht mehrheitsfähig sind und Faktenwissen allein handlungspraktisch oft folgenlos bleibt. Und hier liefere der Vortrag eine neue Spur, er kombiniere Ideologiekritik, Machtanalyse und Lebensgefühlorientierung. „Das hat viele begeistert.“ Man hatte auch schon Frank Schirrmacher, Juli Zeh, Alice Schwarzer oder Doris Dörrie an selber Stelle zu Gast, aber Standing Ovations gab es noch nie.